Das Münster war und ist die Kirche der Reichen. Zwei Mal nimmt es deshalb Bezug auf ein Gleichnis, das nur einmal im Lukasevangelium überliefert wird: Jesus erzählt von dem reichen Mann, der Tag für Tag achtlos an dem armen Lazarus vorbeigeht. Als der Reiche gestorben und begraben ist, blickt er aus den Qualen in der Hölle hinauf zum Himmel und sieht, wie der arme Lazarus getröstet wird in Abrahams Schoss (Lukas 16,19-31). All das, was Abraham versprochen und was aus seinem Samen durch leidvolles Hoffen hindurch Wirklichkeit geworden ist, schenkt dem armen Lazarus Anteil an dem ewigen Leben, von dem Paulus schreibt: Ich bin überzeugt, dass die gegenwärtigen Leiden kein Gewicht haben – im Vergleich zu der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll (Römer 8,18). Für den reichen Mann aber, erzählt Jesus, ist es zu spät. Es führt kein Weg aus seinen Qualen in den Schoss Abrahams.

Am letzten der vier Kapitelle im Hochchor, und hundert Jahre später in der Spitze des Rundbogens am Hauptportal findet sich der Schoss Abrahams in Stein gehauen. So mahnt das Münster seine Besucher : Wer verfangen im eigenen Reichtum an den Armen vorbeigeht, hat keinen Anteil an dem, was Christus den Seinen schenken will, wenn er ihre Trauer verwandelt in Freude (Johannes 16,20).

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„Das Basler Münster. Tausend Jahre mit Christus“.
ISBN 978 3 946083 38 2
Es ist im Sommer 2019 erschienen.